Tipps und Tricks

Warum Facebook keine Quelle ist (auch nicht YouTube, Insta, …)

Viele Menschen heutzutage halten sich für gut informiert, weil sie Zugang zum Internet haben. Und die modernen Kanäle, auf denen nicht nur Interessantes abrufbar ist, sondern jede und jeder auch mithalten kann, eigenes einstellen kann, werden nie langweilig.

Aber genau das ist der Punkt, an dem Vorsicht geboten ist: Jede Nutzerin, jeder Nutzer dieser Plattformen kann Beiträge einstellen, und niemand, wirklich niemand, prüft deren Wahrheitsgehalt oder auch nur ihre Plausibilität, niemand vergleicht sie mit anderen Informationen anderer Herkunft. So wird eine Falschinformation, die genügend interessant aufbereitet ist, sofort und auf vielen Kanälen geteilt und wirkt damit auf weitere Nutzer*innen so, als gäbe es gleichartige Nachrichten vielfach, und der Mensch folgert: Also muss das ja wohl alles stimmen! Nur, dass „gleichartig“ in diesem Fall mit „kopiert“ oder „geteilt“ gleichzusetzen ist, dass also nicht einer dieser Beiträge durch die anderen verifiziert wird. Findet man gleichen Wortlaut auf mehreren Kanälen, fällt die gleiche Herkunft schon mal auf, aber wenn jemand nur eine Nachricht aufgreift und in eigenen Worten weitergibt, ist es schon schwieriger.

Verkompliziert wird das natürlich durch den Einsatz von AI-Bots, von Software (Bots von Roboter), die mit künstlicher Intelligenz (AI = Artificial Intelligence) aus vielen Informations-„Bröckchen“ vollautomatisch etwas komplett Neues zusammenfügen kann. Das ist im Prinzip eine spannende Technik, aber da Text- oder auch Filmbeiträge im Internet, die komplett von Robotern „erfunden“ bzw. generiert wurden, nicht gekennzeichnet werden müssen, verhängnisvoll. So gibt es Filmchen, in denen vollkommen integre Politiker als Kriegstreiber erscheinen, Nacktaufnahmen von Menschen, die das nie zuließen und dergleichen mehr.

Was tun?

Zunächst einmal: Wenn etwas Unerhörtes (oder gar Hetze, gegen wen auch immer) im Internet gefunden wird, zusätzliche, unabhängige Quellen suchen, um das zu verifizieren oder glaubwürdiger zu machen. Unabhängig kann beispielsweise heißen, Medien wie tagesschau.de zu befragen. Wenn dort keine vergleichbare Information zu finden ist, dann bitte die ursprüngliche Behauptung nicht einfach teilen, nicht einfach weitergeben. Auch Informationen, die nicht selbst Beiträge sind, sondern nur in Kommentaren zu anderen Beiträgen zu finden sind, sind eher als private Meinungen einzustufen denn als echte Nachrichten – und müssen auch geprüft werden.

Selbst in unabhängigen, seriösen Medien sollte zudem darauf geachtet werden, ob ein Beitrag als Bericht oder als Kommentar gekennzeichnet ist. Kommentare können und dürfen auch mal tendenziös sein, und die Schlüsse, die darin gezogen werden, müssen Leser*innen mit dem eigenen Verstand prüfen. Trotzdem sollten auch Kommentare zumindest alle faktischen Behauptungen belegen.

Behauptungen, die keine Quellenangaben enthalten (oder als Quelle „wie jeder weiß“ oder ähnliches angeben), sollten erst einmal skeptisch betrachtet werden. Nachfragen ist eine gute Idee – „Wo hast du das gehört?“, „Gibt es dazu eine Quelle?“, „Können Sie mir einen Link zu mehr Informationen geben?“ sind zum Beispiel neutrale Formulierungen, mit denen das geschehen kann. Kommt keine Antwort oder gar eine aggressive oder feindselige Replik, ist das leider oft ein Hinweis, dass es sich um eine Falschinformation handelt.

Eine einigermaßen seriöse Quelle ist und bleibt Wikipedia. Das ist zwar auch eine Plattform, auf der jedermann und jedefrau lexikalische Beiträge einstellen kann, aber dahinter steckt eine Firma, die die Informationen so gut wie möglich absichert, bei Fragwürdigkeit auch löscht, und zwar, ohne dazu aufgefordert zu werden. Und die diversen „Wikipedianer“ schauen sich auch gegenseitig auf die Finger – was natürlich mitunter auch zu wackeliger Seriosität führen kann, wenn Journalist*innen oder Wissenschaftler*innen erbitterte Kämpfe um „ihre“ Wahrheit führen. Aber diese Kämpfe sind in der Historie der Beiträge öffentlich einsehbar. Eine wichtige Warnung ist auch, wenn über einem Wikipedia-Artikel in einem Kasten darauf hingewiesen wird, dass Belege fehlen oder der Beitrag stark umstritten ist – in solchen Fällen lohnt es sich, noch andere Quellen zu suchen, um sicherzugehen.

Fazit: Das Internet ist ein Medium, in dem wir alle gefragt sind, an dem wir alle mitgestalten können. Wie jedes Gute hat auch dies seine Kehrseite: Jede Information kann eine Falschinformation sein und muss, bevor sie weitergegeben wird, mit anderen, von ihr unabhängigen (!) Informationsquellen geprüft werden.

Alles auf WhatsApp, Facebook, Instagram, YouTube, X, Telegram, Snapchat etc. (auch ChatGPT!) ist zuerst einmal eine „Meinung“, eine mehr oder weniger private Aussage, nicht mehr und nicht weniger. Und das ist völlig unabhängig davon, ob die Einnahmen des Kanals nun in die Taschen von Elon Musk, Mark Zuckerberg oder einem Verein fließen. Kurz gesagt: Das Internet schenkt uns (auch) nichts, das Denken und Prüfen dürfen wir nicht abschalten.

In diesem Sinn: Ein hellwaches neues Jahr!